Künstliche Intelligenz (KI) gibt es schon seit Jahrzehnten, doch erst in den letzten eineinhalb Jahren hat sie ihr Schattendasein peu à peu hinter sich gelassen und wird nun wohl die prägendste Technologie der nächsten zehn Jahre.
Verbraucherorientierte, sprachgenerierende KI-Tools wie ChatGPT haben die Öffentlichkeit zuletzt in ihren Bann gezogen und es dabei binnen weniger Monate vom Nischendasein zum Hot Topic geschafft. ChatGPT ist die am schnellsten wachsende Anwendung aller Zeiten, deren Zahl aktiver Nutzer innerhalb von zwei Monaten nach ihrer Einführung von null auf 100 Millionen angewachsen ist. TikTok brauchte dafür neun Monate und Instagram geschlagene zweieinhalb Jahre.
Trainiert mit riesigen Mengen von Daten aus dem Internet und verfeinert durch die Interaktion mit ebendiesen Millionen von Nutzern kann ChatGPT Bücher und Gedichte schreiben, Fragen beantworten, E-Mails und Pitches verfassen, Urlaub planen, juristische Präzedenzfälle zusammenfassen und anspruchsvollen Code schreiben. Der Chatbot kann sogar Witze erzählen.
Da sich abzeichnet, dass Entscheidungsprozesse und kreative Arbeiten durch KI noch stärker automatisiert werden als körperliche Tätigkeiten durch Robotersysteme (Ihren Klempner wird es also vielleicht noch viel länger geben als Ihren Steuerberater). Durch die Schaffung eines potenziellen Überschusses an nahezu freien Arbeitskräften in einem Bereich der Büroarbeit fließt gerade viel Anlegerkapital auf der Suche nach einem Gewinner in diesem Bereich. Es gibt bereits über 500 Start-ups für sprachgenerierende KI, die – die 10 Milliarden US-Dollar, die Microsoft in OpenAI investiert hat, nicht mitgerechnet – binnen kürzester Zeit mehr als 11 Milliarden US-Dollar von einer Venture-Capital-Szene einsammeln konnten, die verzweifelt nach einem lukrativen neuen Hype sucht.
Im Goldrausch soll man Schaufeln kaufen
Aus Investorensicht ist es jedoch unglaublich schwer einzuschätzen, welche dieser Start-ups künftig die Big Player sein werden und welche sang- und klanglos untergehen – oder ob die KI-Technologie letztlich zum allgegenwärtigen Standard wird, ohne dass sich damit jemals ein Profit erzielen ließe. Wie bei jedem Goldrausch kann man aber auch mit dem Verkauf von Schaufeln reich werden, selbst wenn am Ende gar kein Gold gefunden wird. Im KI-Goldrausch heißen die Schaufeln „Chips“, denn sie werden die notwendige Rechenpower liefern, damit Maschinen für uns denken können.
Eine Möglichkeit, um als Anleger an dieser Entwicklung zu partizipieren, ist TSMC, der weltweit führende Halbleiterhersteller mit einem globalen Marktanteil von weit über 50 % im Bereich Chipfertigung. Die von TSMC hergestellten Chips kommen überall zum Einsatz: von Smartphones über Fahrzeuge bis hin zu Hardware im Gesundheitswesen. Sie tragen dazu bei, die Rechenleistung und Speicherung zu beschleunigen und zugleich die damit verbundenen Kosten zu senken, wodurch solche Technologien noch viel mehr Menschen rund um den Globus zugänglich werden. Dabei ist jedes der 7 Milliarden Smartphones, die 85 % der Weltbevölkerung mit sich herumtragen, exponentiell leistungsfähiger als der Computer, mit dem die NASA Apollo 11 steuerte.
Durch KI wird sich die Rechenintensität weiter erhöhen, sodass auch der Bedarf an Chips zunehmen wird. Untersuchungen von OpenAI zufolge hat sich die Rechenleistung, die für das Training der größten KI-Modelle erforderlich ist, seit 2012 alle 3,4 Monate verdoppelt – ein atemberaubender Anstieg. Nvidia, Google, Apple und andere Unternehmen werden massiv in die Entwicklung hochmoderner Chips investieren, um dem Bedarf an immer höheren Rechenleistungen gerecht zu werden – und natürlich werden sie diese Chips von TSMC herstellen lassen. Applied Materials geht davon aus, dass der Umsatz der Chipindustrie im „KI-Zeitalter“ von 500 Milliarden US-Dollar pro Jahr auf 1 Billion US-Dollar anwachsen wird. TSMC und Nvidia, deren Grafikprozessoren (GPUs) im Bereich der KI den Ton angeben, werden dieses Wachstum am stärksten zu spüren bekommen. Dabei spielt es keine Rolle, welches verbraucherorientierte KI-Unternehmen am Ende die Nase vorn hat.
*IoT = Internet of Things (Internet der Dinge) : Link für obige Abbildung
Source: OpenAI
Weiter oben in der Lieferkette sind wir in ASML investiert, den weltweit führenden Anbieter von Lithografiesystemen, die mithilfe von Licht Schaltkreise auf Siliziumwafern strukturieren. Diese Strukturierungssysteme sind für die Miniaturisierung von Halbleitern unverzichtbar. ASML hat über einen Zeitraum von 17 Jahren mehrere Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung investiert und sich so einen Weltmarktanteil von 100 % in der Extrem-Ultraviolett-Lithografie (EUV) aufgebaut, mit der besonders fein strukturierte Schaltkreise auf Chips aufgebracht werden. Zur Generierung dieses EUV-Lichts strahlt ein CO2-Laser zwei separate Laserpulse auf einen sich schnell bewegenden Zinntropfen, wodurch das Zinn verdampft und EUV-Licht erzeugt wird. Dies geschieht bis zu 50.000-mal pro Sekunde.
Jede dieser EUV-Anlagen kostet Hunderte Millionen Dollar, und es dauert 12 bis 18 Monate, um sie herzustellen, woran buchstäblich Tausende von Zulieferern beteiligt sind. Jede an TSMC, Intel und Samsung ausgelieferte Anlage wiegt sage und schreibe 180 Tonnen, weshalb sie zerlegt und in 40 Containern mit mehreren Flugzeugen transportiert werden muss. Ist sie beim Chiphersteller angekommen, muss sich ein Team von ASML vor Ort um die Wartung kümmern. ASML hat in Sachen Forschung und Entwicklung einen enormen Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern und einen Auftragsbestand in zweistelliger Milliarden-Dollar-Höhe. Seine überaus hochentwickelten Maschinen sind theoretisch so präzise, dass sie vom Mond aus Ihren Daumen mit einem Laserpointer treffen könnten.
Strukturelle Nachfrage nach Chips
Der Siegeszug der künstlichen Intelligenz in der Wirtschaft und der Welt wird sich gewiss als bemerkenswerter, umwälzender und vielleicht auch nervenaufreibender Prozess erweisen. Im Zuge dessen dürften etliche Unternehmen neu entstehen; andere wiederum dürften vom Markt verschwinden und ganze Arbeitsweisen sich für immer verändern. Eines ist aber so gut wie sicher: Der Bedarf an Rechenleistung wird stetig zunehmen, und Chips werden hier Abhilfe schaffen. Aus unserer Sicht sind TSMC und ASML zwei der besten Unternehmen mit der marktbeherrschendsten Stellung weltweit, um das Rückgrat dieses Chipherstellungsbooms zu bilden.